Lausitz

Lausitz
Lausitz
 
[obersorbisch Łužica, niedersorbisch Łužyca, beide eigentlich »Sumpfland«] die, Landschaft und historisches Gebiet östlich der Elbe um die Lausitzer Neiße und die obere Spree, in Brandenburg und Sachsen und östlich der Lausitzer Neiße bis zur Oder und zum Bober in Polen (Schlesien), umfasst die Niederlausitz im Norden und die Oberlausitz im S. Die Lausitz ist das Siedlungsgebiet der Sorben. Der deutsche Teil der Niederlausitz liegt völlig im Norddeutschen Tiefland und gehört zu Brandenburg, ein südlicher Streifen zu Sachsen. Das Niederlausitzer Gebiet ist eiszeitlich geformt und wird durch breite, überschwemmungsgefährdete Niederungen der Urstromtäler (Spreewald) geprägt. Mit bewegterem Relief durchzieht der Lausitzer Grenzwall (Hoher Berg 183 m über dem Meeresspiegel) als Teil des Südlichen Landrückens die Niederlausitz in Ost-Westrichtung. In den Flussniederungen breiten sich Moorböden sowie zum Teil meliorierte Wiesen und Weiden, auf Talsand- und Sanderflächen Kiefernwälder aus. - Umfangreiche Braunkohlenvorkommen (zusammen mit den Oberlausitzer Revieren mit 39 % an der deutschen Braunkohlengewinnung beteiligt) ließen einen großflächigen Braunkohlentagebau (etwa ab 1850) mit Braunkohlenveredelung und Energiewirtschaft (Großkraftwerke Jänschwalde, Boxberg, Schwarze Pumpe) um Lauchhammer, Senftenberg und Spremberg entstehen; er verursachte starke Umweltschäden. Wichtigste Städte sind Cottbus, Guben und Forst (Lausitz).
 
Der deutsche Anteil der Oberlausitz gehört im Norden noch zum Norddeutschen Tiefland, sonst zur Mittelgebirgsschwelle. Die Oberlausitz liegt in Sachsen. Den Gesteinssockel bildet weithin der Lausitzer Granit, der durch die Lausitzer Hauptverwerfung scharf vom Quadersandstein der Kreide im Bereich des Elbsandsteingebirges getrennt wird. Im nördlichen Teil wird die Oberlausitz von der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft (26 355 ha großes Biosphärenreservat) und westlich davon von den Königsbrück-Ruhlander Heiden eingenommen. Den mittleren Teil der Oberlausitz bildet das lössbedeckte, fruchtbare Hügelland des Lausitzer Gefildes. Das südlich anschließende Lausitzer oder Oberlausitzer Bergland steigt bis 587 m über dem Meeresspiegel (Valtenberg) an. Westlich davon greift das Westlausitzer Hügel- und Bergland weit nach Norden aus. Die östliche Oberlausitz wird von Berggruppen (z. B. Königshainer Berge) und Einzelbergen bedeckt. Ganz im Süden beiderseits der Grenze zur Tschechischen Republik erhebt sich das Lausitzer Gebirge (Zittauer Gebirge, tschechisch Lužické hory), das in der Lausche bis 793 m über dem Meeresspiegel ansteigt und damit zugleich die größte Höhe der Lausitz erreicht. Es ist vorwiegend aus Quadersandsteinen aufgebaut, aufgesetzt sind Bergkegel aus Phonolith, einige auch aus Basalt. - Die einst bedeutsame Textilindustrie ging stark zurück. Rückläufig sind Braunkohlenindustrie und Elektroenergieerzeugung (im Raum Hoyerswerda und südlich von Weißwasser). Bedeutsam sind der Waggonbau und die Gewinnung von Natursteinen. Wichtigste Städte der Oberlausitz sind Bautzen, Görlitz, Zittau, Löbau, Hoyerswerda, Kamenz, Niesky und Bad Muskau. Im Lausitzer Gebirge spielt der Fremdenverkehr eine Rolle (Erholungs- und Kurorte Oybin, Jonsdorf, Waltersdorf).
 
 
Kern der späteren Niederlausitz waren die Wohngaue der zu den Sorben gehörenden westslawischen Lusizen um Cottbus, Guben und Sorau; sie kamen zwischen 928 und 936 unter deutsche Herrschaft und waren etwa ab 965 Teile der sächsischen Ostmark. Diese kam erstmals im 11. Jahrhundert, dann 1136 (Konrad I.) an die wettinischen Markgrafen von Meißen. Trotz weiterhin getrennter Verfassung 1367 als Markgrafschaft Lausitz formell vereinigt und der böhmischen Krone unterstellt (Nebenländer), setzte, nachdem sich im 14./15. Jahrhundert der Name Lausitz auf das Land um Bautzen und Görlitz ausdehnte, die Unterscheidung in Nieder- und Oberlausitz ein. Dabei stand die Niederlausitz unter wechselnder Herrschaft; 1445/55 fiel der (damalige) Kreis Cottbus an Brandenburg, die übrige Niederlausitz 1526 als Nebenland Böhmens an die Habsburger. Die Reformation setzte sich trotzdem rasch durch. Im Juni 1623 erhielt Kursachsen den Pfandbesitz beider Lausitzen (1635 im Prager Frieden als Besitz zugesprochen); 1657-1738 gehörte die Niederlausitz zum albertinischen Sekundogeniturfürstentum Sachsen-Merseburg. Bis 1815 als Markgrafschaft staatsrechtlich selbstständig, wurde die Niederlausitz nach der Abtretung an Preußen 1815 der Provinz Brandenburg einverleibt. Der östlich der Lausitzer Neiße gelegene Teil fiel 1945 an Polen (völkerrechtlich endgültig 1990 anerkannt); der heutige brandenburgische Teil gehörte 1952-90 zum DDR-Bezirk Cottbus.
 
Die spätere Oberlausitz, Gebiet der sorbischen Milzener (Wohngau Milsca), im 10. Jahrhundert von den Deutschen unterworfen, besaß in der Burg Bautzen einen Mittelpunkt und gehörte, zunächst als Land Budissin bezeichnet, seit Ende des 10. Jahrhunderts meist zur sächsischen Ostmark; weitere Zentren waren Görlitz und Zittau. Im 11. und 12. Jahrhundert wechselte die Herrschaft zwischen dem Heiligen Römischen Reich, Polen, den Häusern Groitzsch, Wettin und Böhmen; zeitweise war das Land geteilt. Die deutsche Ostsiedlung (seit Ende des 12. Jahrhunderts) führte zur Gründung deutscher Städte, die sich 1346 zum Sechsstädtebund (Bautzen, Görlitz, Zittau, Lauban, Kamenz, Löbau) zusammenschlossen.
 
1253 zum größten Teil an Brandenburg verpfändet, wurde die Oberlausitz 1268 geteilt in die Länder Bautzen (1319 an Heinrich von Jauer) und Görlitz (zu Böhmen; 1377-94 als böhmische Sekundogenitur nochmals selbstständig). Die Oberlausitz teilte nun unter wechselnden Dynastien das Schicksal der böhmischen Nebenländer und wurde 1623/35 an Kursachsen abgetreten. 1815 kam der nordöstliche Teil an Preußen (Provinz Schlesien); der sächsisch gebliebene Teil, 1835 unter Aufhebung der Verfassung dem Königreich Sachsen eingegliedert, genoss bis 1919 eine Sonderstellung. Der Teil östlich der Lausitzer Neiße fiel 1945 an Polen (endgültig 1990 anerkannt); der sächsische Teil gehörte 1952-90 zum DDR-Bezirk Dresden. - Im Norden haben sich, wie zum Teil auch in der Niederlausitz, sorbische Sprache und sorbischer Brauchtum erhalten.
 
 
Quellen zur Gesch. der Nieder-L., bearb. v. R. Lehmann, auf mehrere Bde. ber. (1927 ff.);
 W. Schremmer: Die dt. Besiedlung Schlesiens u. der Ober-L. (21927);
 R. Lehmann: Gesch. der Nieder-L. (1963);
 S. Musiat: Volksleben, Volksfrömmigkeit u. Volksbrauch in der L. (1992).
 

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Lau|sitz, die; -, -en: Landschaft u. historisches Gebiet um Bautzen u. Görlitz (Oberlausitz) u. Cottbus (Unterlausitz); Siedlungsgebiet der Sorben.

Universal-Lexikon. 2012.

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